Einsamkeit und herrliche Natur – beides begleitet einen auf der Grande Traversata delle Alpi durch Piemont. Natürlich auch auf dieser Etappe.

Wie gut, daß es doch die guten alten Notizbücher gibt. So können wunderschöne Erinnerungen wieder wach werden – wie an unsere herrliche Wanderung auf der Grande Traversata delle Alpi (GTA) durch Piemont im Sommer 2012. Dieser Tagebucheintrag stammt zum Beispiel vom 19. Juli.

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Mein Tag beginnt mit einem erneuten Staunen über den Hüttenwirt des Rifugio Barbara Lowrie. Da es hier oben auf dieser herrlichen Hochalm kein Telefonnetz gibt, klappt es mit der sofortigen Überweisung unserer Zeche per Internet-Banking nicht. Ich wollte das eigentlich sofort erledigen, weil es mir peinlich war, daß ich kein Bargeld mehr dabei hatte. Ein Bankomat war hier in den Bergen nämlich nicht zu finden.

„Kein Problem“, sagt der junge Mann: „Ich schicke eine E-Mail mit meiner Kontonummer, dann überweist Ihr es von zuhause!“ Daß es heutzutage so was noch gibt!

Frohen Mutes steigen wir danach den Berg hinauf. Zunächst warten immerhin mehr als 600 Höhenmetern auf uns, aber auf der Militärstraße aus den 1930er-Jahren merkt man das kaum. Und durch die Abschneider im oberen Teil kommen wir trotz Pausen dann doch fast in den angeschriebenen gut zwei Stunden beim Rifugio Barant an. Früher war das eine Kaserne, dann eine Hütte, aber wegen „Wasserproblemen“ (was immer das sein mag) ist jetzt zu. Achtung, Aktualisierung: Das hat sich mittlerweile offenkundig wieder zum Guten verändert!

Dennoch setzen wir uns hier zur traditionellen Speckjause nieder und genießen die Aussicht auf den Mon Viso und unsere gestrige Etappe.

Der Anstieg ist geschafft – und langsam versteckt sich der Mon Viso…

Das nächste Teilstück dauert nur eine Viertelstunde, dann setzen wir uns in einem botanischen Garten an einen Teich und kühlen unsere Beine. Die Kaulquappen sind ganz begeistert an meinen vom Wandern durchgeschwitzten „Käsefüßen“, denn nach anfänglicher Skepsis knabbern rund 40 Stück an mir herum. Kitzelt ganz schön!

Die Kaulquappen sind begeistert von meinen „Käsefüßen“…

Wir dösen vor uns hin, Christine geht auch noch durch den Garten, und so verbringen wir gut zwei Stunden an diesem herrlichen Ort, obwohl wir doch schnell weiter wollten…

Aber dafür schaffen wir es jetzt schneller als gedacht die 600 Höhenmeter hinunter zur Conca del Pra – einer fantastischen Hochebene, die mich an die Bonanza im Wilden Westen erinnert, während wir auf der Terrasse des Rifugio Jervis unseren Milchkaffee genießen.

Wie im Wilden Westen – die Conca del Pra!

Notgedrungen machen wir uns dann auf den Weg durch die Pian dei Mort hinunter ins Pellice-Tal. der alte Weg durch die „Ebene der Toten“ (hier gab es vor 400 Jahren eine Lawinenkatastrophe) ist zum Teil halsbrecherisch – wie mühsam muß es einst hier herauf und hinab gewesen sein.

Traumhafte Wasserfälle säumen den Weg hier di Cascata del Pis..

In der Nähe der Cascata del Pis (eines traumhaften Wasserfalls) steigen wir nochmal ins Wasser, und Christine macht Vergleichsfotos zu dem, das mein Vati, der leider schon zwölf Jahre zuvor gestorben ist, ein halbes Jahrhundert zuvor ebenfalls in einem Bach im Pellice-Tal von mir gemacht hat. Ob sich da was verändert hat?

Villanova ist ein ebenso idyllisches wie verlassenes Dorf im Pellice-Tal.

Müde, aber hochzufrieden, kommen wir danach in Villanova an – und essen in der Trattoria von Elda Rostagnol, in der ich zehn Jahre zuvor nach einer herrlichen Wanderung kurz vor der Hochzeit meiner Nichte und Patentochter Manuela auch schon gern eingekehrt wäre. Aber damals wartete meine Schwester Elke mit dem Abendessen in Gerbole bei Orbassano.

Mein zehnjähriges Warten hat sich aber gelohnt: Es hat fantastisch geschmeckt.

Ein Video mit einer Diashow von einer Tour zur Conca del Pra und der Jervis-Hütte seht Ihr hier:

 

gegangen am 19. Juli 2012

Start 9.20 Uhr / Ziel: 18 Uhr

13 km

680 Meter auf / 1210 Meter ab