Der Heilige Romedius ist nicht nur ein Repräsentant der Kirchengeschichte, sondern irgendwie auch eine Art Inkarnation der Euroregio Tirol-Südtirol-Trentino. Denn der nach ihm benannte Pilgerweg verbindet auf faszinierende Weise diese drei Regionen miteinander und ist daher eine sowohl ruhige als auch attraktive Alternative zu überlaufenen Alpenüberquerungen a la E5. Heute geht’s auf die zweite Etappe von Mieders im Stubaital Richtung.Trins im Gschnitztal.
Ein prächtiger Bauernhof mit Erker und einem Einhorn-Fresko verabschiedet einen am Ortsende von Mieders Richtung des bergauf führenden Kapellenwegs. 14 Stationen passiert man auf dem über weite Strecken auf einem Forstweg verlaufenden Kreuzwegs bis zu dessen höchsten Punkt – die 15. wartet dann kurz dahinter. Eine gute Orientierungshilfe für den Wanderer.

Ein herrliches Einhorn-Fresko am Ortsausgang von Mieders.
Dazwischen hat sogar die Muttergottes ihren Fußabdruck in einem Felsbrocken am Wegesrand hinterlassen – zumindest will das die Legende so wissen. Und tatsächlich kann man auch seinen eigenen Fuß in den Abdruck im Stein stellen – angeblich soll das immer passen.

Passt genau ! Der (angebliche Fußabdruck der Muttergottes am Kapellenweg von Mieders lädt zum Ausprobieren ein…
Der Forstweg, der einen wenig später vollends nach oben bringt, ist zwar nicht gerade hochattraktiv, doch wird man durch herrliche Blicke auf das gewaltige Massiv der an der höchsten Stelle 2717 Meter hohen Serles entschädigt.

Immer wieder herrliche Blicke auf die Serles.
Und nach der Kuppe bei der 14- Kreuzweg-Station wartet ja auch ein echtes Highlight: Maria Waldrast, eines der höchstgelegenen Klöster Europas, das am Übergang vom Stubai- ins Wipptal liegt.

Nach der 14. Kreuzweg-Stationen auf dem Kapellenweg…

… der erste Blick auf Maria Waldrast.
Neuen Forschungen zufolge kamen hier auf 1638 Metern Höhe sogar die Rompilger aus dem Raum Augsburg vorbei. Vielleicht also doch auch der (spätere) Heilige Romedius?!
Die zahlreichen Votivtafeln in der Kirche zeugen auf jeden Fall davon, welch große Hoffnungen die Menschen über alle Zeiten hinweg auf das Gnadenbild der Muttergottes mit dem Kind gesetzt haben – sei es nun in Todesgefahr im Ersten Weltkrieg in Galizien oder bei Autounfällen oder auch bei schweren Krankheiten der Kinder. Zur Blütezeit im 18. Jahrhundert strömten Jahr um Jahr 40 000 Wallfahrer dorthin.

Das Gnadenbild von Maria Waldrast…

… mit unzähligen Votivtafeln zum Dank für Beistand in der Not – sei es bei schwerer Krankheit der Kinder…

… oder Sorgen ums Vieh…

… oder Todesangst im Krieg.
Auch Kneippianer kommen in Maria Waldrast auf ihre Kosten: Die Wassertretanlage mit Armbad ist idyllisch angelegt, und aus dem (natürlich mit der Madonna gekrönten) Brunnen fließt rechtsdrehendes Wasser, dem seit Generationen große Heilkraft nachgesagt wird.

Das (rechtsdrehende) Wasser von Maria Waldrast ist berühmt – es fließt sowohl in der idyllischen Wassertretanlage…

… als auch aus dem mariengekrönten Brunnen.
Auch eine Gaststätte gehört zu diesem uralten Wallfahrtsort, in dem schon im 15. Jahrhundert Mirakelberichte über dem Gnadenbild zu gesprochene Wunder aufgezeichnet wurden (sie werden im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum aufbewahrt). Man kann also sowohl geistlich als auch körperlich gestärkt den Weiterweg nach Trins im Gschnitztal antreten…
Kurzvideo auf der offiziellen Webseite des Romediuswegs:
Wegbeschreibung: https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/romedius-weg-von-mieders-nach-trins-2.-etappe/21848040/
Generelles zum Romediusweg: www.romedius-pilgerweg.at.
Und hier der Link zur ersten Etappe auf dem Romediusweg:
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