Bis ein neues Buch auf den Markt kommt, ist es ein weiter Weg. Und darauf nehme ich Euch jetzt ein bißle mit. Mein neues Opus „Mit Geist und Füßen – Im Allgäu“ ist auf der Zielgerade. Da lasse ich Euch gern ein wenig hineinschnuppern – und freue mich sehr auf den nächsten März, wenn das Buch im renommierten Belser Verlag erscheint. Heute geht es nach Scheidegg.

Das zählt nämlich zu meinen absoluten Lieblingsorten in der Region, wo sich Oberschwaben, der Bodensee und das Allgäu quasi miteinander vereinen. Schon während der Recherchen für meine Klosterwanderungen im Allgäu war ich fasziniert von der lieblichen Landschaft dort, die auch eine so reiche Kultur ihr eigen nennt.

Ideales Terrain also für ein Wanderbuch, das mehr bieten will als nur das übliche „links, rechts, geradeaus“. Sondern den Blick auch auf Dinge weiten möchte, die man vielleicht auf den ersten Blick gar nicht sieht. Oder einem zumindest nicht groß auffallen.

Natürlich macht es wenig Sinn, einen Wanderführer, der demnächst in den Buchläden ausliegt, in allen Details zu schildern. Aber als Appetithappen möchte ich doch einige Scheidegger Highlights mit Euch teilen:

In der Galluskapelle wird einem zum Beispiel bewusst, das Fakenews keine Erfindung der Neuzeit sind. Das Altarbild zeigt nämlich, wie die Heiligen Gallus und Magnus sich auf ihrer Mission gen Allgäu trennen. Früher hieß es „voneinander scheiden“ – und daraus soll der Name Scheidegg entstanden sein. Letzteres mag sein, ersteres stimmt (was die Personen anbelangt) garantiert nicht: Die beiden im Allgäu hochverehrten Mönche lebten 100 Jahre zeitversetzt voneinander.

So kann es nicht gewesen sein: Historisch war der Abschied der Heiligen Gallus und Magnus unmöglich. Ein Jahrhundert liegt zwischen ihnen.

Und es gibt in Scheidegg noch mehr Dinge, die es eigentlich nicht geben kann. Zum Beispiel Heilige mit sechs Fingern. Wer’s nicht glaubt, soll einfach in ein hölzernes Kirchlein gehen, in dem höchstens eine Handvoll Menschen Platz finden und in das Licht nur durch ein einziges kleines Fensterlein fällt: Aber gerade deswegen ist mir die Martinakapelle von Schalkenried besonders ans Herz gewachsen. Die uralten Figuren zeugen von der Volksfrömmigkeit im Allgäu. Also: Genau hinschauen – und die Finger zählen!

Fünf oder sechs Finger – das ist in Schalkenried die Frage…

Außer Gallus und Magnus genießt noch ein dritter Heiliger im Allgäu höchste Verehrung: Ulrich, der als Bischof von Augsburg 955 die Schlacht auf dem Lechfeld gegen die ungarischen Horden entschieden habe. So ganz korrekt ist aber auch das nicht. Er stand zwar an der Spitze der  (erfolgreichen) Verteidiger seiner Residenzstadt, aber auf dem späteren offenen Schlachtfeld war er nicht. Dort fügte dann Kaiser Otto I. den Magyaren eine vernichtende Niederlage zu.

Rund ein halbes Jahrhundert soll  Ulrich nach seinem Studium über den Rücken des Pfänder, des Bregenzer Hausbergs, in seine schwäbische Heimat zurück gelaufen und in der Nähe von Scheidegg  bei Möggers erschöpft (heute würde man sagen: dehydriert) zu Boden gesunken sein. Zu trinken hatte er nichts dabei – und flugs entsprang zu seinen Füßen eine Quelle, die noch heute sprudelt und bei Augenerkrankungen helfen soll…

Die Ulrichskapelle und ihr Brunnen.

Ob man nun daran glaubt oder nicht: Ein spiritueller Platz ist das schon, an dem es sich einfach auszuruhen lohnt. Nicht zuletzt, wenn man die zweite Scheidegg-Tour in meinem neuen Buch in Angriff genommen hat. Sie vollzieht nämlich Ulrichs Weg nach und startet an der Bergstation der Pfänderbahn. Die wurde 1927 als erst die dritte Seilbahn in ganz Österreich in Betrieb genommen.

Nebenbei bemerkt: Die Tiroler Zugspitzbahn in meiner neuen Heimat Außerfern war schon vorher dran…

Heute passen 80 Leute rein, vor 30 Jahren nie und nimmer: eine Gondel der alten Pfänderbahn.

Dass in den Scheidegg-Kapiteln auch die Verkehrsgeschichte der Zwischenkriegszeit eine Rolle spielt, zeigt: Es gibt auf den „Geist-und-Füße-Touren“ im Allgäu viel zu entdecken und zu erzählen. Aber alles will ich dann (verständlicherweise) nicht schon im voraus verraten…

Das wunderschöne Cover zeige ich Euch freilich dennoch:

 

Falls jemand das Buch schon jetzt bestellen möchte, hier die Infos des Verlags:
Jürgen Gerrmann
Mit Geist & Füßen – Im Allgäu
140 Seiten, laminierter Pappband
120 Farbfotos
Die ISBN ist: 978-3-7630-2894-8
Der Band ist ab 17. März 2023 lieferbar.

Nützliche Links zu den Orten entlang der Touren: www.scheidegg.de, www.pfaenderbahn.at, www.visitbregenz.com.

GANZ WICHTIG: Der lokale Buchhandel liegt mir sehr am Herzen. Er gehört zum unverzichtbaren  Kulturgut im deutschsprachigen Raum. Daher bitte ich Euch herzlich, dieses und meine anderen Bücher, die bei Belser erschienen sind, dort zu kaufen.

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