Wieviel Infizierte gibt es denn auf Sizilien? Gestern Abend erreichte uns diese Frage per WhatsApp. Aus dem Stand wußte ich das gar nicht zu sagen. Grund also, heute mal mit den neuesten Zahlen, die zur Verfügung stehen, einen Vergleich anzustellen. Mit für uns beruhigendem Ergebnis.

Die sizilianische Regionalregierung informiert hervorragend. Und detailliert: Heute, am 24. März 2020, registriert man demzufolge 118 mit Corona Infizierte mehr als gestern. Exakt sind es nun 799. 337 wurden ins Krankenhaus aufgenommen. 462 befinden sich in häuslicher Quarantäne. 27 gelten bislang als geheilt. 20 sind bisher auf der Insel an dem neuen Virus gestorben.

799 werden also als „aktuell positiv“ eingestuft. Klingt auf den ersten Blick viel. Aber im Grunde im Vergleich mit der furchtbar betroffenen Lombardei (mit 18 910 positiven Fällen gestern Abend) sehr sehr wenig.

Nehmen wir zum Vergleich unsere Heimat Tirol. Heute Morgen um 8 Uhr wurden dort 1183 positive Fälle registriert  – 52 mehr als am Vortag. Schon in absoluten Zahlen gibt es daher dort mehr Erkrankte.

Im Moment ist’s (anders als auf diesem Archivfotos)vor dem Goldenen Dachl leer: Innsbruck und Tirol sind schwer von Corona betroffen.

Noch interessanter wird es, wenn man diese Werte in Bezug zur Einwohnerzahl setzt. Die aktuellste für Sizilien lautet 4 983 478 (2019). Die für Tirol 754 705. Fangen wir also an zu rechnen: Auf der Mittelmeerinsel sind von 100 000 Menschen 16 „offiziell“ von der Krankheit betroffen. Im Herz der Alpen 156. Also in der Relation ist Tirol zehn Mal so stark von dieser schlimmen Krankheit betroffen wie Sizilien!

Für das Außerfern, wo wir wohnen, können wir die „Belastungsziffer“ gar nicht durch Dividieren ermitteln. Denn der Bezirk Reutte hat nur 32 670 Einwohner. Also müssen wir multiplizieren (wobei ich nicht weiß, ob das wissenschaftlich korrekt ist). Die 18 positiven Fälle von heute entsprächen dann 55 pro 100 ooo Menschen. Für Tirol wenig. Im Vergleich zu Sizilien indes die dreieinhalbfache Belastung.

Meine beiden Lieblingsberge müssen im Moment auch auf mich verzichten: Gimpelhaft und Rote Flüh überm Tannheimer Tal.

Auch im Kreis Esslingen, in dem ich 40 Jahre gelebt habe, würde es mir jetzt nicht besser gehen. Aktuell positive Fälle: 435. Belastungswert: 81! Und Nordrhein-Westfalen, wo unsere Nachbarn auf dem Campingplatz El Bahira herkommen, immerhin auch 48.

Auch die Enten auf dem Neckar im einst heimatlichen Nürtingen müssen nun wohl allein auf Familienausflug gehen.

Auf der Internet-Seite www.balarm.it kann man sich auch die Zahlen für jede einzelne Provinz angucken. In Palermo und seiner, wo wir uns die ersten beiden Wochen aufgehalten haben, sind es 56 Fälle – 4,4 pro 100 pro 100 000 Einwohner.

Einfach wunderbar, aber jetzt wohl menschenleer: Siziliens Metropole Palermo.

In der Provinz Trapani, wo wir vor zwei Wochen gelandet und letztlich gestrandet sind (unsere offizielle Quarantäne dauert noch bis morgen) zählt man bisher 16 Fälle. Belastungsziffer: 3,6. Und, Ironie des Schicksals: In der Provinz  Agrigent, wo man uns per Dekret gestoppt hat und wir keinen Raum in der Herberge fanden und daher schnellstmöglich wieder weg und zurück zu unserem Ford Transit Euroline müßten, um auf einen Campingplatz zu flüchten, gerade mal 3! Belastungsziffer: 0,67!

Tolles Quarantäne-Domizil: unser Ford Transit Euroline.

Das zeigt dreierlei:

1. Ihr braucht Euch wahrlich keine Sorgen um uns zu machen. Wir sind weitab von den Brennpunkten des Geschehens und sicherer als zuhause.

2. Im europaweiten Vergleich befinden wir uns auf einer Insel der Seligen.

Auch in der Quarantäne kann man kreativ sein: Künstlerin Christine Schneider mal am sizilianischen Strand ihr neues Ölbild.

3. Kein Wunder, daß am Sonntag wieder eine Massenflucht aus Kalabrien einsetzte, Regionalpräsident Sebastiano Musumeci nun auch alle Fährverbindungen von und nach Messina kappte und zur Überwachung der nun immer härter werdenden Vorschriften Militär auffahren ließ.

Für morgen um 16 Uhr haben sich übrigens die Carabinieri auf dem Campingplatz angemeldet. Alle müssen zu diesem Zeitpunkt da sein. Formulare haben wir schon ausgefüllt.

Was sie wollen?

Noch habe ich keine Ahnung. Aber über diesen Blog seid und bleibt Ihr ja bestens informiert.