Freu dich nicht zu früh!: Das könnte das Motto dieser Etappe unserer Via Transalpina durch Friaul sein.

Die eigentliche Etappe der Via Transalpina führt von Tolmezzo hinaus nach Illegio – die sparen wir uns jetzt und fahren mit dem Taxi hinauf in dieses Bergdorf. Es geht nämlich immer der Straße entlang. Und das brauchen wir uns nun wirklich nicht antun.

Aber schon kurz nach dem Start zeigt sich ein großes Manko: Die Markierung ist hier alles andere als optimal. Gottseidank können wir die App nutzen, die uns zeigt, daß wir den richtigen Einstieg in die Etappe verpasst haben.

Aber auch die offenbart kurze Zeit später ihre Schwächen: In einer Spitzkehre der gemütlichen Almstraße, die uns auf die Höhe bringt, stelle ich fest, daß wir eigentlich auf der anderen Seite des Baches sein müßten. Gottlob ist hier eine Furt – und wir stoßen auf einen Trampelpfad, der uns immer weiter rätseln läßt, ob wir noch richtig sind. Markierungen existieren nämlich absolut gar nicht.

Droben auf der Höhe, bei der Pra di Lunge, kommen wir dann freilich ohnehin wieder auf denselben Forstweg.

Herrliche Hochalm: die Pra di Lunge.

Christine entdeckt kurz darauf einen geheimnisvoll verwucherten Baum – eine Buche, die sie spontan zum Zeichnen animiert: „Jesus am Kreuz“ ist ihr erster Arbeitstitel, als das Bild am Samstag danach fertig ist, heißt es „Umarmung – Angst und Freude“.

Wir sind gut drauf und kommen gut voran, lassen uns auch die Freude nicht trüben, als dann ein zackiger Anstieg beginnt. Der bringt uns immerhin auch eine satte Portion Höhenmeter. Und schenkt uns eine Bank am Wegesrand, die wir für eine herrliche Jause nutzen und voller Stolz hinunter auf die Kilometer, die wir bereits geschafft haben, blicken.

Toller Blick in die Ferne – das alles haben wir schon geschafft!

Auch der Weiterweg läuft wie von selbst: Wir sind begeistert von der Monte Sernio-Schutzhütte, einer unbewirtschafteten „Notunterkunft“ – aber welchen Komfort finden wir hier!!!

Rifugio Monte Sernio: Das soll eine Notunterkunft sein?

Es ist so gegen 16 Uhr, und ich denke: „Eigentlich könnten wir jetzt hier Schluss machen.“ Ich sollte im Laufe des Abends noch öfter auf diesen Gedanken zurück kommen.

Im Moment aber strotze ich nur so vor Kraft, gehe voller Elan die restlichen 400 Höhenmeter bis zum Pass am Monte Mezzodi an, genieße das Gipfelglück und entschließe mich angesichts des grandiosen Panoramas ringsum zu einem spontanen Glücks-Jodler.

Einfach fantastisch: der Blick vom Pass am Monte Mezzodi.

Christine kommt ein paar Minuten später, und wir sind ergriffen von dem fantastischen Blick auf die Karnischen und Julischen Alpen, der sich vor uns auftut.

Ein Gifpelglück-Selfie (vor dem Schock) – das muß einfach sein!

Aber dann fällt doch ein Wehrmutstropfen in den Kelch der Freude: Wir stellen nämlich fest, daß nicht etwa die Alm drunten zu unseren Füßen (Alpe del Mestri) unser Ziel ist, sondern wir erst dort hinunter und dann auf der andren Seite hoch über das Joch an der Casera (Alm) Foran de la Gjaline müssen.

Der letzte Anstieg: So langsam rührt sich der Fersensporn!

Dort hinauf schaffen wir es besser als erwartet. Auch das in der App als „großes Schotterareal“ beschriebene Teilstück bereitet uns keine Probleme. Aber hinter der Scharte fordert mein Fersensporn dann doch seinen Tribut.

Ich schicke Christine voraus, damit die Wirtsleute im Rifugio Grauzaria wenigstens wissen, daß mit uns noch zu rechnen ist.

Ich selbst wanke nur noch die 400 Höhenmeter bergab und bin heilfroh, daß ich in der Hütte wieder festen Boden ohne Geröll unter meinen Füßen habe.

Endlich am Ziel: das Rifugio Grauzaria.

Die Graupensuppe mit Gemüse schmeckt mir noch hervorragend, aber die von der Wirtin toll zubereiteten Tagliatelle mit Pilzen sind einfach zu viel für mich.

Ich will nur noch ins Bett.

Gegangen am 23. Juli 2018
Geschrieben am 28. Juli 2018

Reine Gehzeit: etwa sechs Stunden
Länge: etwa 18 Kilometer

Höhenunterschiede: knapp 1500 Meter bergauf/gut 700 Meter bergab

Hier der Komoot-Link zur Tour: https://www.komoot.de/tour/39887641

Informationen zur Region: http://www.turismofvg.it