Brandenberger Alpen? Noch nie gehört! Das (Vor-)Urteil ist  schnell gefasst: Das kann nicht sonderlich spektakulär sein!

Doch Michael Mairhofer vom Tourismusverband Alpbachtal Seenland überzeugt mich: „ Probiert’s doch einfach mal aus! Wir haben da eine tolle Drei-Tages-Tour durch die Brandenberger Alpen.“

Also, nicht lang gefackelt! Gesagt, getan! In der Woche nach Pfingsten hab ich grad Zeit, und wenn man lange überlegt, wird sowieso nichts draus.

Am Abend vor der ersten Etappe haben wir uns noch im Gasthof Gappen in Kramsach mit Gemüsepfanne beziehungsweiße Käspressknödeln gestärkt, nach dem reichhaltigen Frühstück fahren wir noch bis zum Parkplatz der Sonnwendjochbergbahn und stellen dann das Auto ab.

Gleich nach fünf Minuten kommt die erste Sehenswürdigkeit: die Wallfahrtskirche Mariatal, das einzige Pilgerziel dieser Art in der Diözese Salzburg, das auf Tiroler Boden liegt. Ein Überbleibsel aus alter Zeit also noch.

Beliebtes Pilgerziel: die Wallfahrtskirche Mariatal in Kramsach.

Der Legende nach soll ein Jüngling aus adligem Hause im Mittelalter seinen Bruder mit dem Pfeil zur Jagd wecken haben wollen. Blöd nur, dass der dann gerade an das Fenster trat, auf das gezielt worden war. Nichts war’s also mit der Jagd, der Jüngling irrte vielmehr verzweifelt durch den Wald – und stieß dort auf das Gnadenbild der Mutter Gottes, das noch heute verehrt wird. In der vom Brudermörder gestifteten Kirche. Und wie! Am Pfingstmontag strömen die Leute nur so, kein Parkplatz ist frei.

Aber wir brauchen ja keinen mehr. Und biegen gleich hinter der Kirche n den Wald ein. Nach einigen Kreuzwegstationen sind wir oben auf dem Kalvarienberg – auch die Kreuzigungsgruppe mit Ölberg hier ist ein Zeichen der tiefen Volksfrömmigkeit in dieser Region.

Die Kreuzigungsgruppe auf dem Kalvarienberg von Mariatal.

Noch geht es ganz gemütlich. Wir gehen am kristallklaren Frauensee vorbei, und merken: Der Zusatz „Seenland“ hinter dem Alpbachtal steht nicht ohne Grund da. Bei Kramsach soll es ja die wärmsten Badeseen Tirols geben. Der größte davon ist der Reintaler See.

Schon bald sind wir am Waldrand, und dort beginnt der eigentliche Einstieg in unsere Tour.

Vom Forstweg verabschiedet sich ein schmaler Pfad bergauf. Eine ziemliche Direttissima, wie ich sie eigentlich nicht mag.

Aber gottlob dauert das nur rund eine halbe Stunde. Dann bietet sich auf rund 1100 Höhenmeter erstens ein herrlicher Blick auf Inntal mit seinen Licht- (grüne Auen und kleine Städtle) und Schattenseiten (Industriegebiete und Autobahn).

Auf 1100 Meter: der erste tolle Blick aufs Inntal.

Und zweitens wird meine Sehnsucht nach Zickzack zunehmend erfüllt.Wir schrauben uns relativ schnell nach oben, schneller als wir dachten. Gemsen queren mitten im Wald unseren Weg, und um Punkt 12 Uhr sind wir auf der Voldöpper Spitze. Auch da könnten wir den Blick genießen, aber just in diesem Moment fängt es an zu schneien.

Das erste Gipfelfoto in den Brandenberger Alpen – auf der Voldöpper Spitze (1509 Meter).

Glückliche Gipfelstürmer.

Also nur kurz ein Foto gemacht und dann weiter. Denn nur ein Viertelstündchen entfernt gibt es einen Unterstand, und den genießen wir jetzt so richtig: mit dem neun Tage alten Brot vom Nürtinger Wochenmarkt, mit dem herrlichen Südtiroler Schinken von der langen Einkaufsnacht in Nürtingen und mit dem Parmesankäse aus der Emilia vom letzten Besuch in Turin.

Die Kälte zieht in das kleine unmöblierte Blockhaus hinein, und so fällt es uns leicht, wieder aufzubrechen. Von nun an geht’s bergab. Sinnigerweise über den Pensionistensteig. Aber das passt ja zu mir. Da kann ich schon mal üben.

Ratzfatz sind wir dann unten in Brandenberg. Fast trocken. Und der Ascherwirt direkt an der Kirche ist dann ein fantastisches Quartier. Aus der alten Stube will man gar nicht mehr raus, und auch das Abendessen schmeckt famos: Nach Super-Schlutzkrapfen beziehungsweise Zwiebelrostbraten österreichische Art schlafen wir ganz hervorragend.

In der Stube vom Acherwirt. in Brandenberg ist’s urgemütlich.

Auf jeden Fall: ein toller Einstieg in die Tour!

 

Das Zentrum Brandenbergs: die Pfarrkirche St. Georg.