In eine tolle Szenerie eingebettet ist der Verwallsee bei St. Anton am Arlberg: grüne Wiesen, fantastische Gipfel. Matthias Roth  aus München hat dieses herrliche Fleckchen Erde vor kurzem vor drei Wochen intensiv als Arbeitsplatz genutzt – im Rahmen des Festivals Kulinarik um Kunst (K. und K.).Die Inspiration zu seinem Beitrag für das Treffen hochkarätiger Künstler aus Atelier und Küche fiel ihm beim Joggen an der Isar im heimatlichen München buchstäblich vor die Füße: Gleditsia Triacanthos lautete das Zauberwort.

Das ist der botanische Begriff für den Lederhülsenbaum. Dessen Frucht schlug den Holzbildhauer sofort in den Bann: „Der hat eine solch elegante, erspielte, barocke Form“, schwärmt der: „Die hat mich sofort fasziniert.“ Seit einem Jahr setzt er sich nun mit diesem Vor-Bild auseinander.

 

St. Anton am Arlberg

Der Künstler und das Modell: Matthias Roth mit der Frucht des Lederhülsenbaums.

Und wer ihm beim Schnitzen und Gestalten über die Schulter schaut (was ja das Schöne an einem Künstler-Symposium ist), der kann eigentlich gar nicht anders, als diese Faszination zu teilen.

Die Natur bedeutet für Matthias Roth ja ohnehin eine gewaltige Quelle der Inspiration.: „Sie ist einfach wunder-voll.“ Im wahrsten Sinne des Wortes: voller Wunder also. Daraus schöpft er seine Kreativität: „Ich habe auch schon eine Akazienschote als Motiv für einen Bronze-Guss verwendet.“

Roth ist so etwas wie ein spät Berufener. Erst 2000 ging der gebürtige Fuldaer im schon „fortgeschrittenen Alter“ an die Städtische Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk in der Münchener Luisenstraße. An die drei Jahre „Grundausbildung“ hängte er noch zwei Jahre Meisterschule dran: „Kunst braucht eben auch ein bißle Handwerk“, sagte er.

Wer seine Werke sieht, stimmt ihm zu. Und ist sich völlig klar: Er kann nicht nur ein bißle. Sondern viel viel mehr.

Deswegen hat er auch die Aufmerksamkeit vieler auf sich gezogen. Und unter anderem beim Fränkischen Bibelweg mitgewirkt – und für die Station Nummer 7 mit der Kettensäge Johannes den Täufer geschaffen.

Und dennoch sagte er sich: „Ich möchte mein eigenes Thema finden, nicht nur Auftragsarbeiten schaffen.“ Das ist ihm mit den überdimensionalen Natur-Ebenbildern nun offenkundig gelungen.

Auf jeden Fall wurde Peppi Spiss, der Kurator von K. und K. am Arlberg auf ihn aufmerksam und lud ihm zum ersten Landart-Symposium bei Kulinarik und Kunst in St. Anton, das diesen Namen auch wirklich verdient, ein. Zuvor waren nur wenige Künstler dort aktiv.

St. Anton am Arlberg.

Mit Schlitzeisen und Klöpfel geht es ans Werk.

„Ich wusste nicht, wo der Verwallsee überhaupt liegt“, bekennt der gebürtige Hesse: „Aber der Platz ist toll, man kommt sofort in den Flow rein.“ Was fasziniert ihn so: „Die Sonne kommt raus, das Licht wechselt, überall hört man das Wasser rauschen.“

Und es schauten auch viele Menschen vorbei, mit denen sich interessante Gespräche ergäben. Auch für ihn sei es höchst interessant, was die Leute in seiner Gleditsia sähen. Die Titelvorschläge hätten von „Quelle des Lebens“ über „Königskobra“ bis zu „Sitzgelegenheit“ gereicht.

St. Anton am Arlberg

Ein Erlebnis für Wanderer am Verwallsee: Matthias Roth über die Schulter schauen.

All das ist für ihn völlig okay. Für ihn steht eines im Vordergrund: „Ich möchte aus grobem Holz eine elegante Form schaffen, die gut in die Landschaft passt.“ Und das ist ihm bei K. und K. am Arlberg ganz sicher gelungen.

Darüber hinaus ist auch die Geschichte des Lärchenbaums, den ihn das örtliche Sägewerk zur Verfügung gestellt hat, höchst interessant: Schrauben, Nägel, Schrotkugeln – all das kam zum Vorschein, als er sich mit Kettensäge, Schlitzeisen und Klöpfel an ihn machte, zum Vorschein.

„Der hat schon viel erlebt“, ist sich der Künstler gewiss. Auf mindestens 100 Jahre schätzt er das Material, das ihm die Natur geschenkt hat.

Vielleicht sind Matthias Roths Landart-Kunstwerke gerade deswegen so beeindruckend. Sie spiegeln nicht nur Natur wider.

Sie sind Natur.

Informationen zum Festival:  https://www.kulinarikkunst.org/

Informationen zum Ort: https://www.stantonamarlberg.com/de