So, nun gibt es einen Sprung bei den Wanderbeschreibungen. Von Bergamo haben wir uns erst mit dem Zug, dann mit dem Bus bis zum Camping Aquafraggia durchgeschlagen – und dabei auch eine neue Erfahrung gemacht: Im August, der italienischen Haupt-Urlaubszeit, fahren gar nicht alle Züge.

Davon betroffen sind leider auch wir. Denn der Zug nach Lecco macht sich keineswegs jede Stunde auf den Weg, wie uns der Fahrkartenverkäufer im Tabakladen erzählt hat, und so kommen wir nicht wie gewollt um 10, sondern erst um 12 weg und müssen erst im nahen Park herumgammeln, der auch Hauptquartier anderer obskurer Gestalten ist.

Unser Auto hat den Aufenthalt ohne uns gut überstanden, und wir rollen gen Südtirol los, wo wir es als nächstes stehen lassen wollen. Zuvor baden wir noch im Comer See und erleben eine Ernte der besonderen Art: Durch die Hitze ist das Seegras gewuchert, und junge Leute schleppen es buchstäblich haufenweise an Land. Bis man richtig schwimmen kann, muß man sich erst durch einen puren Dschungel durchkämpfen. Nicht nur das pure Vergnügen.

Zu abendlicher Stunde steuern wir durch das Veltlin, dann den Aprica-Pass hoch und wieder hinunter. Im Tripadvisor im Internet wurde die Trattoria Della Pina im Dorf Nico nahe Edolo empfohlen, das Navi schickt mich auf eine kleine Straße bergauf – und in eine neue Herausforderung. Eine Kurve reiht sich an die andere, ist die eine fertig, muß schon wieder gekurbelt werden. Als wir endlich oben sind, stellen wir fest, das eigentlich Ruhetag ist. Aber für ein paar Einheimische wurde dann wohl doch gekocht und wir profitieren davon – und essen köstlich. Ein Tipp, auf den man vertrauen kann.

Erst gegen Abend kommen wir in Aldein in Südtirol an, lassen es uns auf der Schmieder Alm herrlich schmecken, sind von den virtuellen Murmeltieren dort auf der Eckbank begeistert und lassen uns von ihnen ein Ständchen vorspielen (siehe Video), schlafen prima bei unseren Freunden, der Familie Niederstätter, auf dem Stürzenhof, müssen aber am nächsten Morgen um 8 schon wieder in den Bus hinab ins Tal.

 

 

Warten auf den Bus: Meditation an der Endstation der Nonstalbahn in Mezzana

Im stetigen Wechsel zwischen Bahn und Bus (Christine kann sogar noch während der Wartezeit am Fluss meditieren) erreichen wir ab Neumarkt über Mezzocorona und das Nonstal so gegen 1 den im Grunde potthässlichen Tonale-Pass, steigen in die Gondeln der Paradiso- und später Presena-Seilbahn bergauf und sind ab der Mittelstation geschockt.

Traurig: der letzte Rest der Gletschers überm Tonale-Pass

Der Gletscher dort oben scheint in der Agonie zu liegen, mühselig wird er mit einem Tuch zugedeckt, um zu retten, was noch zu retten ist. Aber mir erscheint es fast wie ein Leichentuch.

Einfach grandios: die Steinböcke zwischen Presena-Pass und Mandrone-Hütte

Und da oben auf dem Presena-Pass schon Nebel aufzieht, sagen wir uns: „Nur schnell weg hier!“ Wieder runter auf die andere Seite! Erst wird es bitter kalt, aber dann verzieht sich der Nebel und es wird uns noch ein tolles Erlebnis geschenkt: Zwei Prachtexemplare von Steinböcken präsentieren sich uns, der Wind steht (für uns) – laut zwei entgegenkommenden Wanderern – so günstig, daß wir ganz nah heran kommen und den zweiten fast streicheln können bevor er sich gemächlich respektive gemütlich von dannen macht.

Dann holt uns freilich der schreckliche Erste Weltkrieg ein: Am Wegesrand sehen wir eine Erinnerungstafel an den Kaiserjäger Franz Christl (einem 24-jährigen Südtiroler), der hier an einem der schlimmsten Abschnitte der Alpenfront krepierte. „Um die Heimast zu schützen“ steht drauf. Wenn man das Ergebnis des Krieges kennt, bin ich eher geneigt zu sagen: Für nichts und wieder nichts.

Herrlich gelegen: die Mandone-Hütte im Adamello-Gebirge

Dann ist die Mandrone-Hütte auf 2450 Meter schnell erreicht, die herrlich liegt und in der nicht zuletzt das Kraut ganz hervorragend schmeckt, die allerdings von keinen Hundefreunden geführt wird. Arco darf nicht mal in den Vorraum oder in den Keller, Christine muß ihm ein Notlager in der (auf einer Seite offenen) Bergstation der Materialseilbahn bereiten. Und dann kommt auch noch ein heftiges Gewitter. Aber am nächsten Morgen ist er dennoch putzmunter. Ein harter Geselle eben.

Gefahren und gegangen am 7., 8. und 9. August 2017

Geschrieben am 16. August 2017

Gehzeit: zwei Stunden

Höhenunterschied: 400 Meter bergab

Übernachtung im Rifugio Mandrone; herrliche Lage; gutes Essen, aber alles andere als hundefreundlich; http://www.sat.tn.it/?idarea=405;

Informationen zur Region unter https://www.visittrentino.info/de