Aufgrund technischer Probleme hier nun der eigentliche Prolog als Zwischenspiel:
Eine Hochzeitsreise der besonderen Art: nicht mit einem Luxusliner, nicht auf die Malediven, nicht nach Neuseeland, wo es weiter nicht mehr geht, wollen wir. Sondern quasi zu Fuß ins Mittelalter. Auf der Via de la Plara wollen wir wandern oder pilgern (da kann man unterschiedlicher Auffassung sein). 1000  Kilometer sind es von Sevilla nach Santiago de Compostela. Das schaffen wir natürlich in zehn Tagen nie und nimmer. Aber auf Jahre hinweg verteilt aber vielleicht schon.

Bevor es so richtig los geht, wollen wir uns erst einmal die Hauptstadt Andalusiens anschauen. Und wir starten mit dem Kunstmuseum, schließlich wollen wir diesmal nicht wie in anderen Städten am Spätnachmittag quasi im Schweinsgalopp durchrennen.

Ich fühl mich gleich wie Zuhause: Für EU-Bürger gibt es freien Eintritt! Einfach toll! Endlich mal was anderes als das tumbe EU-Mobbing, endlich mal Gemeinschaft und Weite  statt Abgrenzung und Enge. Als Europäer aus Überzeugung tut mir das so richtig gut.

Ja: genauso ist es: Europa ist unsere Heimat. Wir gehören zusammen!

Und die ersten Säle, die sich dem Spätmittelalter widmen, spiegeln genau das wider: Die Künstler waren schon vor 500 Jahren in ganz Europa unterwegs. Und Lukas Cranach, der ja eigentlich Martin Luthers „Hofmaler“ war, verkaufte sogar eine höchst beeindruckende Kreuzigung ins erzkatholische Sevilla- mit einer Aufschrift in Deutsch. Eine interessante Randnotiz im Jahr des großen Reformationsjubiläums.

Beeindruckend: Lukas Cranachs Kreuzigung hing in einem Kloster im erzkatholischen Sevilla. Man beachte: Bilderklärung auf Deutsch!

Für mich als Pilger natürlich besonders interessant: Eine Holzskulptur von einem Altar mit der Taufe Jesu. Das Wasser rinnt – aus einer Jakobsmuschel! Wenn das kein Zeichen ist!

 

Die Jakobsmuschel an prominenter Stelle: Johannes tauft Jesus im Jordan.

Doch auch über Geschichte erzählen diese Bilder viel. Zum Beispiel das, auf dem der Heilige Christophorus das Christuskind trägt. Das hat einen Reichsapfel in der Hand, wie damals der Kaiser. Auf dem stehen die Namen dreier Kontinente: Europa, Asien und Afrika. Amerika gab’s noch nicht. Australien noch viel weniger. Nur etwas über 100 Kilometer von Sevilla war Schluss. Es gab nichts mehr. Ende der Welt., Ende der Geschichte. Ein paar Jährchen später war der Irrtum aufgeklärt. Dank Christoph Columbus, der in Sevilla begraben ist.

 

Es war einmal…eine Zeit, in der es nur drei Erdteile gab!

So faszinierend es ist: Wir wollen nicht nur im Mittelalter verharren. Spanien hat ja auch später noch große Künstler hervorgebracht.

Rafael Senet etwa, der kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert das romantische Bild von der Fischerin gemalt hat, das mich sehr beeindruckt.

Ein Bild von Meer: Rafael Senets Fischerin aus dem Jahr 1885.

Aber mit am meisten schlägt mich ein Gemälde in den Bann, dessen Motiv aufs Engste mit Sevilla zu tun hat: José Villegas Cordero hat kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges den „Tod des Meisters“ fast reportagemäßig festgehalten. Man kann in die Hoch-Zeit des Stierkampfs, der hier fast Nationalikone ist, eintauchen. Die um ihr Idol trauernden Toreros wirken wie Vorboten einer untergehenden Zeit.

 

Tolle Milieu-Studie: „Der Tod des Meisters“ von José Villegas Cordero (gemalt 1913).

Sevilla ist freilich nicht untergegangen, sondern eine pulsierende Stadt, in der man die Leichtigkeit des Seins spüren kann. Aber nun (am 25. Februar 2017) warten erst einmal die Pilger-Mühen der Ebene auf uns. Es geht auf die erste Etappe der Via de la Plata.
Für alle, die es nachmachen wollen:

Museum der schönen Künste/Museo de Bellas Artes, Plaza del Museo, E-41001 Sevilla

Öffnungszeiten: dienstags bis Samstags 9 bis 20.30, Sonntag 9 bis 14 Uhr

Eintritt für EU-Bürger frei

Übernachtungstipp für Sevilla: Hotel Sevilla, Calle Daoiz 5, http://www.hotelsevillaweb.es