Corona ist auch ein Anlass, dankbar auf das zurückzuschauen, was man schon erlebt hat. Zum Beispiel am 25. Oktober 2018 im Kunsthistorischen Museum Wien. Dort lief gerade eine fantastische Ausstellung, die die Massen anzog: „Bruegel. Once in a Lifetime“.  Bei mir hat sie heute noch Spuren hinterlassen.

Es müssen gar nicht die riesigen, weltberühmten Gemälde wie der „Turmbau zu Babel“ oder das „Schlaraffenland“ sein, die einen faszinieren und in den Bann schlagen. Allzu groß sind oft die Menschentrauben, die sich darum bilden, sodaß man kaum einen Anblick in Ruhe erhaschen kann. Binnen kurzem beginnt das Geschubse und Gedrängel, und jeder will dem großen Werk des großen Meisters ganz nahe sein.

Mich aber läßt die auf den ersten Blick unscheinbare Vitrine mit den Kupferstichen nicht los, die Pieter van der Heyden nach Bildern Pieter Bruegels vor 464 Jahren geschaffen hat. Die Motive scheinen oft aus der Zeit gefallen – aber sind sie vielleicht gerade deswegen zeitlos?

Das ganze Bild: „Die Versuchung des Heiligen Antonius“.

Von der „Versuchung des Heiligen Antonius“ kann und will ich mich einfach nicht trennen, obwohl ich ganz gewiss kein Heiliger bin. Aber vielleicht gerade deswegen.

Der Heilige Antonius ist ganz cool in seinem Studium.

Eigentlich ist er ja ganz cool, der gute Antonius, der vor 1700 Jahren in der arabischen Wüste lebte und schon seit dieser Zeit als einer der „Wüstenväter“ verehrt wird.

Von Versuchung ist bei ihm auf den ersten Blick nicht viel zu sehen. Er ist ganz bei seinem Tun, seinem Schwein und seinen Studien. Wie es sich für einen Heiligen eben gehört. So cool möchte man selbst einmal sein. Aber vermutlich war das schon zu Bruegels (oder Breughels, wie ich es noch in der Schule gelernt habe) Zeiten ganz anders. Auch in denen von Hieronymus Bosch, von dem dieses Bild zweifelsohne inspiriert ist.

Wohin man schaut – Dämonen! En Gros und im Detail.

Sind nicht auch wir von Dämonen beherrscht, die eigentlich ja auch dieses Bild beherrschen? Für uns sind sie indes weniger Versuchung als Bedrohung, obwohl sich das wie bei den sieben Todsünden oft vermischt.

Mancher Dämon zeigt erst seine Fratze, nachdem man ihm (nach der Stufe des Gefallens, der Anziehung und der Faszination) verfallen ist.

Auch die Dämonen schauen alles andere als glücklich aus.

Wie kriegt man die Dämonen wieder los? Nicht gerade leicht, obwohl sie selbst ja nicht gerade glücklich aussehen.

Antonius müßte man halt sein.

Niedergeschrieben am 25. Oktober 2018 in der Ausstellung „Bruegel. Once in a Lifetime“ im Kunsthistorischen Museum zu Wien.